simbabweMit einem Gefühl der Enttäuschung nahm ich Anotida’s gemalte Weihnachtsdarstellung an. Doch im längeren Anschauen, wurde sein Kunstwerk lebendig. Ich mag die Farben, die für mich Wärme und Fülle und echte Bescheidenheit ausdrücken. Vielleicht hat Anotida dabei an unser Land hier gedacht. Wir warten schon so lange auf wahre Freiheit, Freude, Einklang, Fülle und ein gerechtes Miteinander. Wir warten auf eine depressionsfreie Atmosphäre, aber zurzeit wird die Depression durch unsere wirtschaftliche und klimatische Situation verstärkt. Wir warten auf die Erfahrung, dass Gott selbst bei uns ist.
Jeden Abend lesen wir unseren Kindern eine “Gute-Nacht-Geschichte” vor. Es ist eine besondere Zeit des Zusammenseins in unserem Heim, die in allem Chaos und aller Unsicherheit etwas Frieden und Ruhe gibt.

Während dieses Jahres ist das Vertrauen in die Regierung für viele weiter gesunken. Die Kirchen unseres Landes und einzelne Personen haben offen demonstriert gegen Ungerechtigkeiten, Bestechungen, Brutalität gegenüber jenen, die anderer Meinung sind, und jenen, die sich auf Kosten des einfachen Mannes bereichern.


Da unsere Arbeitslosenquote auf 90% zugeht, versuchen viele Leute durch kleine Projekte zu überleben,
z. B. durch Anbau von Tomaten oder durch eine kleine Hühnerzucht. Doch wer kann diese kaufen, wenn kaum Bargeld im Umlauf ist? Seit Mitte des Jahres ist der US Dollar, den wir seit 2009 benutzen, sehr knapp geworden. Die meisten Banken erlauben es nicht, mehr als US $50,- Bargeld abzuholen. Die Menschenschlangen an den Banken sind schon seit einiger Zeit wieder sichtbar. Manche können nicht genügend Fahrgeld bekommen, um zur Arbeit zu fahren. Viele von denen, die noch einen Arbeitsplatz haben, bekommen nur einen Teil ihres Lohnes oder sind seit Monaten nicht bezahlt worden.
Da unsere Wirtschaft im Grunde genommen auf dem Boden liegt, möchte die Regierung Ersatzgeld einführen. Dieses Geld kann aber nicht außerhalb unseres Landes benutzt werden. Warten wir damit wieder auf leere Geschäfte, wie wir sie vor 8 Jahren hatten? Ich hoffe auf ein Wunder, dass dieses Geld nicht in den Verkehr kommt.


Unsere Regenzeiten der vergangenen Jahre waren sehr dürftig. Darum ist unser Grundwasserspiegel sehr niedrig. Viele unserer Bohrlöcher im Land sind ausgetrocknet. Da der städtische Wasservorrat oft unzuverlässig ist und kein gutes Trinkwasser hat, haben viele Bewohner ihr eigenes Bohrloch gebohrt. Auch unser 120m tiefes Bohrloch fördert nun viel weniger Wasser zu Tage als anfangs. Derzeit haben wir noch gerade genug Wasser für den täglichen Gebrauch. Doch wir sind sehr vorsichtig im Umgang mit dem kostbaren Nass, denn wir wissen nicht, ob wir genügend Wasser für den nächsten Tag haben werden. Ringsherum ist das Land so trocken und staubig, besonders wenn die starken Winde über den graslosen Boden fegen.


Endlich funktioniert jetzt auch unsere Warmwasser-Versorgung, die an Solar angeschlossen ist und minimalen Strom benötigt. Dafür sind wir sehr dankbar. Immer mehr Kinder in unserem Land gehen nicht in die Schule, weil die Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können. Jene Kinder, die einen Schulplatz haben, teilen die Lehrkraft mit 50 – 70 anderen Kindern. Diese Kinder müssen wohl besonders begabt sein, wenn sie die Prüfungen bestehen sollen. Da bleibt es Aufgabe der Eltern, nach den Schulstunden noch viel Schulstoff mit den Kindern zu erarbeiten und zu vertiefen, um Selbstvertrauen und Bestreben in unseren Kindern zu wecken und zu stärken.

Trotz alldem strotzt es in unserem Heim von Leben und Freude, außer den gelegentlichen Ausbrüchen von Wut und Tränen. Im Oktober dieses Jahres haben 15 Jungen und Mädchen nach dem 7. Schuljahr ihr Abschlussexamen geschrieben. Darunter gibt es vier 16 jährige, bei denen ich ein Gefühl großer Zufriedenheit erkenne. Sie waren 11 Jahre alt, als sie zu uns kamen und hatten bis dahin keine Gelegenheit gehabt, in die Schule zu gehen. Nun haben sie das erste Ziel erreicht und es gibt ihnen Hoffnung auf eine weitere Ausbildung, die ihnen eine bessere Zukunft verspricht. Sobald die Examens- ergebnisse veröffentlich sind, gehen wir auf die Suche nach geeigneten Plätzen in der Secundar Schule.

Takudzwa schreibt derzeit das Abitur. Da seine Leistungen ermutigend waren, ist ihm ein volles Stipendium in den USA zugesagt worden, um Zivilingenieur zu studieren. Wir freuen uns mit ihm und danken Gott und den Spendern. Im Gespräch über seine Zukunft betonte er, dass er, wenn er sein Ziel erreicht habe, jüngeren Kindern im Heim helfen möchte, ihre Chance zu nutzen. Dieses zu hören tut gut.

Dexter’s Mittlere Reife fiel nicht so gut aus. Nachdem er einige Fächer wiederholt und bestanden hatte, konnte er sich nicht entschlieβen, welchen Beruf er wählen sollte. Schlieβlich entschied er sich dafür, Elektrotechniker zu werden. Er ist glücklich über diese Wahl, nachdem er seine Ausbildung begonnen hat. Zwei unserer Lehramtsstudentinnen haben ihr 18 monatliches Praktikum in einem abgelegenen ländlichen Gebiet beendet. Diese Zeit hat ihrer Entwicklung gut getan.
Kürzlich fanden wir die Groβmutter eines 5 jährigen Buben. Sie berichtete, dass die Mutter des Kindes ihren Sohn verkauft hatte. Glücklicherweise konnte der Junge entkommen und lief zurück zur Groβmutter. Er wird viel Anerkennung und Liebe brauchen, damit die tiefe Wunde dieses Vorfalls heilen kann.

Viele unserer 96 Kinder haben noch keine Geburtsurkunde. Ein solches Dokument zu erreichen erfordert viel Arbeit und Geduld. Bislang hat die staatliche Fürsorge diese Papiere besorgt. Doch da diese Ӓmter unterbesetzt sind, wird von den jeweiligen Heimen verlangt, diese Urkunden zu besorgen. Somit werden viel Zeit und Kosten aufgewendet, um Verwandte von nah und fern zu suchen und Informationen zu bekommen. Dies dient natürlich dem Wohl unserer Kinder, auch wenn wir dadurch viel außer Haus sind anstatt den Kindern genügend Zeit zu widmen. Ja, das Fürsorgeamt fordert immer mehr Bürokratie, gibt aber kaum eine Hilfe im Unterhalt.


Kürzlich war ich ein wenig aufgebracht und nicht sehr friedvoll im Benehmen, als mich der 4 jährige Munya anschaute und sagte: “Warum bist du denn so aufgebracht?” Ich stutzte über seine Frage und hielt inne. Seine Frage war berechtigt. So brauchen wir wohl alle von Zeit zu Zeit jemanden, der uns daran erinnert, was wirklich wichtig ist.


Weihnachten ist wieder ganz nahe. In Dankbarkeit denke ich an alle, die uns auch in diesem Jahr auf so unterschiedliche Weise unterstützt haben, damit wir auch weiterhin unseren vielen Kindern Heimat und Zukunft bieten können. Es ist nicht ihre Schuld, nicht in ihrer eigenen Familie aufwachsen zu können. Möge die Erfahrung des menschgewordenen Gottes durch Seine Freude und Seinen Frieden Ihnen und Ihren Lieben in den verschiedenen Schwierigkeiten und Traurigkeiten nahe sein. Wir denken mit den Kindern an Sie und bitten um Seinen Segen in dieser Weihnachtszeit und im ganzen Neuen Jahr 2017.


Mit dankbaren Grüβen von allen Schwestern, Angestellten und Kindern

Sr. Gabriele

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