Die Referentin Claudia Hofrichter war zu Gast bei den Frauen vom HERZ-Team im vollbesetzten Gemeindehaus St. Stephanus. Sie hatte sich dieses Jahr Zeit für Ruhe und Stille genommen und einen begeisternden Vortrag daraus gemacht.

In ihren Begrüßungsworten zitierte B. Steinhilber den deutschen Dichter Friedrich Rückert, der schon vor zweihundert Jahren festgehalten hat: Kehr in die Stille zurück - ruhe in dir selber aus - so fühlst du höchstes Glück.

 

Zunächst erschien ihr eine lautlose Glückseligkeit unter fröhlichen Frauen beim Frühstück nicht vorstellbar, wenn es da nicht die Erkenntnis gebe: Den Wert der Stille erkennt man im Lärm. Lärm gelte heute als zunehmende Umweltverschmutzung, denn es sei schwer, sich den ständigen Geräuschen zu entziehen. Stille sei zu einem kostbaren Gut geworden und als großes Sehnsuchtswort in aller Munde. Auch der, mittlerweile gewesene, Papst Benedict XVI. hätte zu einer größeren Wertschätzung der Stille und des Schweigens aufgerufen und vor einer Reizüberflutung gewarnt. Momente der Stille seien unverzichtbar, um Wichtiges vom Unnützen zu unterscheiden, ohne Stille gebe es keine inhaltsreichen Worte.

Dem zufolge hatte Dr. Claudia Hofrichter Kraft aus der Stille getankt, denn sie verstand es wieder einmal die Frauen in ihren Bann zu ziehen. Was angesagt ist, mitten im Alltag - für den sie einige beispielhafte Szenen aufzeichnete - Zeit für Stille zu finden und damit die Sehnsucht nach Gottes leiser Stimme zu nähren, brachte sie in berührenden, „inhaltsreichen" Worten zum Ausdruck.

Es gelte, Hör-Räume für Gottes Wort zu schaffen, äußerliche und innerliche. Die Schwierigkeit bestehe darin, von der Zerstreuung in die innere Sammlung zu finden. Eine Möglichkeit hatte sie mitgebracht und führte die Frauen in eine Übung der liebenden Aufmerksamkeit, denn tief in uns lebt das Wunder einer guten unendlichen Stille, ist der Sinn, den wir suchen, ist die Liebe, nach der wir uns sehnen, ist der Ort der heiligen Stille, in der Gott lebendige Wirklichkeit wird.

Stille „hat was" für den heutigen Menschen, zu viele Geräusche dringen an unser Ohr und damit in unsere Seele und bringen uns stets durcheinander. Dabei ist Stille nicht immer angenehm. Das Ruhebedürfnis oder die Notwendigkeit einer Unterbrechung werden daher bereitwillig hinten angestellt. Denn, wo wir uns aus der Geräuschkulisse des Alltags zurückziehen, wird es oft im Innern erst richtig laut. Es ist eine Herausforderung, die Stille, das bedrückende Gefühl der bewegungslosen Leere auszuhalten. Hierbei ist unausweichlich, dass alle möglichen Gedanken, Vorstellungen, Bilder und Ideen in die Stille einströmen, sie stören und uns beängstigen. Die größten inneren Widersacher, so C. Hofrichter, seien der Groll und das Begehren. Diesen äußerst unangenehmen Empfindungen gelte es, in Freundschaft und nicht mit Feindeshaltung gegenüber zu treten, ihnen dann klare Grenzen zu setzen, um sie loslassen zu können. Die dreimalige Versuchung Jesu durch den Satan sei uns hierfür eindrückliches Beispiel. Mit rascher Eingebung in der Stille zu rechnen, sei vergebliches Hoffen. Heilsame Erfüllung aus der Stille erfordere unablässiges Üben und die stetige Vergegenwärtigung, dass es oft nur unbedeutende Kleinigkeiten sind, die im Alltag verhindern, zur Ruhe zu kommen.

Hier zitierte Claudia Hofrichter erneut den norwegischen Pastoralpsychologen Henri Nouwen (1932-1996): Tägliches Gebet ist der einzige Weg, mein Herz zu reinigen und Gott zu ermöglichen, bei mir Einzug zu halten.

Mit dem „Segen der Stille" beendete die Referentin ihren „beruhigenden" Vortrag. „Wenn die Lippen geschlossen sind, beginnt das Herz zu sprechen." Mit diesem Zitat wandte sich B. Steinhilber an den Pianisten Franz Sickert. Mit seinen musikalischen Beiträgen und Begleitung der gemeinsamen Lieder habe er eine wahre Sprache des Herzens gesprochen. Ganz still und ohne Gewalt mache Musik das Herz weich, löse seine Verkrampftheit und öffne so Pforten für das Wirken des Geistes in der Seele.

Den Lärm der Welt könne man ganz einfach bei einer Tasse Tee vergessen. So stand es auf den liebevoll verpackten Tütchen mit Kräutertee, die an jedem Platz lagen. Diese nette Aufmerksamkeit war ein kleiner Dank an die treuen Teilnehmerinnen des Frauenfrühstücks.

Nach den freundlichen Dankesworten endete mit dem Schlusslied „Herr gib uns Mut zur Stille, Herr gib uns Mut zum Hören, auf das, was du uns sagst" ein überaus gelungener Vormittag, der die Gewissheit mit auf den Weg gab: Stillsein...eine wunderbare Macht für die Seele. Bericht zum Frauenfrühstück im Gemeindehaus St. Stephanus in Mutlangen am 19.Februar 2013, veranstaltet vom Team H E R Z, Thema: Stillsein - eine wunderbare Macht für die Seele.